Agile,  Persönliches,  Retrospektiven

12 von 12 im Juli: One day in the life of an agile coach

Es gibt eine “alte” Bloggertradition – am 12. eines Monats 12 Bilder aus dem Alltag mit kurzen Erklärungen. (Wer mich kennt, weiß, dass “kurz” wohl die größte Herausforderung dabei ist).

Da ich seit meinem Stellenwechsel im März oft gefragt wurde, was ich als Agile Coach oder Agile Master denn so mache, nutze ich die Gelegenheit und dokumentiere mal einen Tag . Im Laufe des Tages habe ich festgestellt, dass ich vor allem Bilder zu allgemeinen Themen oder meinen Aufgaben als Agile Master habe, ich versuche dennoch beides zu beleuchten.

Vorab: obwohl ich angestellt als agile Coach arbeite, ist dies keine offizielle Kommunikation meines Arbeitgebers. Daher werden die Themen auch sehr abstrahiert werden. Ich hoffe es hilft dennoch die Frage zu beantworten.

#1 von 12 – Ruhe vor dem Sturm

Ruhe am Morgen – mein Kopf ist nie still, daher genieße ich die Zeit, wo es wenigstens außerhalb des Kopfes still ist.

Da meine Aufgaben häufig mehr oder weniger intensiven Kontakt mit Menschen einschließen, versuche ich morgens Zeit allein zu verbringen.

In normalen Wochen leben außer mir ja auch noch vier weitere Menschen hier im Haushalt, um so wichtiger, dass ich es irgendwie schaffe, Zeit für mich habe. In letzter Zeit war schon außerhalb der Arbeit so viel, dass dieser Anker zumindest gefühlt überlebenswichtig wurde und ich wieder deutlich konsequenter damit wurde.

#2 von 12 – Bewegung zum Start

Bewegung am Morgen brauche ich, damit ich “funktioniere” – wenn diese an Tanzen erinnert – umso besser ?

Was die Alleinzeit am Morgen für den Geist ist, ist wohl meine kleine “Sporteinheit” am Morgen für den Körper.

Da ich viel am PC arbeite, hilft es mir schon vorher den Puls einmal hoch zu bringen – ist eh empfehlenswert, wenn dieser das erste Mal am Tag wegen was Schönem hoch geht ?.

Seit ca. 2,5 Monaten gehört es wieder fest zu meiner (arbeitstäglichen) Morgenroutine – im Moment tatsächlich immer, immer das gleiche YouTube-Video von grow with jo. (Kleiner Service-Hinweis: wenn du aus welchen Gründen auch immer auch keine eigene Playlist für die morgendliche Sporteinheit nutzen willst, hör dir die Musik von deinem ausgewählten Video vielleicht vorher mal an. Ich wollte eigentlich sehr bewusst keine eigene Musik und bin dann bei Musik bzw. Texten mit Sätzen wie “know how to push on my buttons” gelandet, die wohl genau das tun ??.)

#3 von 12 – Termine ausmachen – Randzeiten und kurze Zwischenzeiten nutzen

Termine ausmachen – geht zum Glück auch frühmorgens, wenn das Kindergartenkind noch schläft.

Solange der Kleine noch schläft, will ich möglichst viel schon wegschaffen – ich bin diese Woche allein mit zwei der Kindern (Schullandheim und Dienstreise lassen grüßen), da ist Zeit in der ich konzentriert arbeiten kann noch kostbarer als sonst. Und irgendwie ist “Zeitslots für Termine finden und Einladungen dazu verschicken” tatsächlich eine recht typische Aufgabe für diese Randzeiten, in denen viele andere noch nicht oder nicht mehr arbeiten. Auch für kürzere Leerlaufzeiten den Tag über lohnt es sich, solche Aufgaben zu sammeln und dann gebündelt abzuarbeiten.

#4 von 12 – Austausch mit anderen Agile Coaches

Mein Lieblingsregeltermin – der Austausch mit den anderen vom Agile Solutions Coaching Team

Einer meiner wöchentlichen Lieblings-Regeltermine ist am Mittwoch dran – unser Team-Austausch mit all den anderen vom Agile Solutions Coaching Team. Wir arbeiten alle ziemlich selbstständig und unabhängig bei ganz verschiedenen Kundenprojekten. Umso schöner ist es, dass wir uns einmal die Woche kurz auf dem Laufenden halten, was gerade dran ist und was wir vorhaben. Den Austausch mit anderen fand ich schon wertvoll, als ich damals in der Forschung angefangen habe als Agile Master zu arbeiten. Andere kurz etwas fragen können oder sie um ihre Einschätzung bitten können, ist quasi unbezahlbar. Also freue ich mich, dass es bei meiner jetzigen Stelle “frei Haus” mitkommt und ich mich gar nicht um eine passende Gruppe oder so bemühen muss.

Heute ist es so warm, da mache ich den Termin aus der Küche, da ist es kühler als in meiner Arbeitshöhle unterm Dach.

#5 von 12 – Iterative Planung als Agile Master “Daily Business”

Vorbereitungstreffen mit Teammitgliedern

Beim nächsten Termin, bin ich dann schon wieder nicht mehr allein zuhause, daher trotz Hitze Umzug ins Dachgeschoss.

Heute will ich mit verschiedenen Kolleg*innen die nächste Woche vorbereiten. Da ist ein großes Planungsevent. Dafür wollen wir die Ziele für die nächsten 4 Monate etwas klarer formulieren, damit wir dann runterbrechen können, was das für die nächsten 4-6 Wochen bedeutet. Agiles Arbeiten bedeutet auch, “auf Sicht fahren”. Wir planen nur so lange im Voraus, wie es wirklich sinnvoll ist. Wenn die Richtung klar ist, schauen wir, was ist der nächste Schritt und nicht wie sehen die nächsten 20 aus.

Side Note: Da ich heute im Homeoffice bin, werden die weiteren Bilder wohl eher Symbolbilder werden, sonst wird das hier zu langweilig… Wie mein (minimal staubiges…) Laptop aussieht, wisst ihr ja inzwischen.

#6 von 12 – Angepasste/Individuelle Pausen

Das Kindergartenkind ist zurück, Musik, Tanzen, Kinder – all das hilft mir meinen Kopf zwischendurch freizubekommen. Heute alles drei gleichzeitig.

Inzwischen ist das Kindergartenkind zurück, mein Kopf brummt auch ziemlich – ob vor Hitze oder von den vielen Gesprächen ist nicht ganz klar. Was mir aber klar ist, ist wie ich ihn wieder frei bekomme. Drei meiner wichtigsten Strategien sind Musik, Tanzen und Kinder. Heute habe ich den Luxus alles drei gleichzeitig nutzen zu können.

Zumindest bei einem meiner Kinder war die “musikalische Früherziehung” erfolgreich und so können wir gemeinsam zur Setlist des P!nk-Konzertes letzte Woche tanzen und zumindest ich in Erinnerungen schwelgen. (Was bin ich froh, dass es so Seiten wie setlist.fm gibt – für große Konzerte wie P!nk, Coldplay etc. finden sich die Listen im Normalfall am nächsten Tag, aber auch bei etwas kleineren Konzerten wie ZAZ finden sich die Listen, da dauert es dann manchmal ein bisschen, “mein” Konzert im November war erst auch nicht drin und dann doch…)

Was hilft dir den Kopf zuverlässig freizubekommen? Wenn du viel mit ganz unterschiedlichen Menschen arbeitest, ist es wichtig, dass du dich selbst gut genug kennst, um gerade an vollen Tagen dich gut wieder und wieder auf etwas Neues einstellen zu können.

#7 von 12 – Was Schuhe und Agile Coaching gemeinsam haben

Symbolbild vom Weg zum Mamataxi – die Menschen in einem Projekt sind mindestens so unterschiedlich wie die Farben des Regenbogens.

Wenn wir in ein Projekt kommen – egal ob als Agile Coach oder als Agile Master, ist es wichtig sowohl das Projekt als auch die Menschen gut kennen zu lernen. Wir Menschen sind ganz unterschiedlich – noch viel bunter als der Regenbogen. Diesen Vergleich kann ich weiter spinnen: diese bunten Schnürsenkel sind also die jeweiligen Projektteams. Ihre Aufgabe ist es das Projekt (die Schuhe) erfolgreich zu meistern (zusammenzuhalten). Als Agile Coach schaue ich also mit ihnen, wo und wie viele Ösen sinnvoll sind, wie sie genau aussehen sollten und wie wir die Schnürsenkel genau einfädeln – also wie das Projekt strukturiert wird, wie Schnittstellen aussehen sollten und wie die Zusammenarbeit im Team am besten läuft. Als Agile Master bin ich dann Teil der Ösen – ich biete den Rahmen für die Projektarbeit, ich helfe dem Team seine Aufgabe möglichst gut – effizient und effektiv – zu machen, erleichtere und verbessere die Zusammenarbeit gemeinsam mit dem Team.

Die Lösung kann für unterschiedliche Schuhe äh Projekte und unterschiedliche Schnürsenkel jedes Mal ganz anders aussehen. Manches hängt auch einfach vom Geschmack der Schubesitzerin oder eben der Kultur der Firma ab.

#8 von 12 – Bedürfnisse von Einzelnen, Teams und Projekten

Das hier sollte eigentlich ein Mondbild sein, doch so kurz vor Neumond ist dieser ja vor allem tagsüber zu sehen und heute war der Himmel den ganzen Tag zu diesig und so seht ihr nur die Himmelsrichtung, in der der Mond in dem Moment eigentlich ist.

Der Mond ist so ganz grundsätzlich immer gleich. Dennoch zeigt er sich immer und immer wieder anders (ihr wollt nicht wissen, wie viele ganz unterschiedliche Mondbilder ich allein von den letzten Wochen auf meinem Handy habe…) und manchmal ist er so wie heute gar nicht zu sehen, obwohl er dennoch da ist.

So ähnlich ist das mit den Bedürfnissen. Es gibt einige Grundbedürfnisse, die alle Menschen haben – so ganz grundsätzlich eben. Doch in der Ausgestaltung und in der Intensität sind sie dann doch ganz individuell und verändern sich immer wieder. Und bei den Strategien zur Erfüllung gibt es eine noch viel größere Bandbreite.

Wenn wir also Teams und ihre Zusammenarbeit anschauen, sollten wir uns immer auch die Bedürfnisse der Einzelpersonen und des Teams anschauen. In einem übertragenen Sinne kommen dann noch die Bedürfnisse des Projektes dazu.

All diese sollten in einem Projektsetting berücksichtigt werden – auch wenn sie sicher nicht alle dort erfüllt werden können! Gerade wenn wir als Coach zu einem Projekt gerufen werden, liegt darin oft ein Schlüssel zur Problemlösung.

Bedürfnisorientiert zu arbeiten hilft mir passende Lösungen für ein Team zu finden, die tragfähig, nachhaltig und flexibel sind.

#9 von 12 – Was wenn’s schief geht oder ins Stocken gerät?

Hier seht ihr einen hängengebliebenen Drachen, den meine Kinder seit Wochen faszinierend finden. Obwohl er auf dem Feld vor unserem Haus im Baum hängt gehört er tatsächlich nicht uns und hängt da schon recht lange, daher wohl die Faszination.

Als Agile Master gibt es eine wichtige Aufgabe, die im Englischen mit “remove obstacles” beschrieben wird. Wenn es auf dem Weg zum Projekterfolg Stolpersteine gibt, die das Team nicht selbst aus dem Weg räumen kann, oder das Team stecken bleibt, sind wir als Agile Master gefragt. Wir müssen in dem Fall dann eben auf den Baum steigen und schauen, wie wir diesen Drachen bzw. das Team aus dieser misslichen Lage befreien können. Das kann manchmal bedeuten, dass wir mit Stakeholdern außerhalb des Projektteams sprechen müssen, manchmal bedeutet es, dass wir das Setting ändern müssen, manchmal etwas ganz anderes.

Auf jeden Fall wollen wir dabei dafür sorgen, dass das Team möglichst bald wieder ungestört weiter arbeiten kann.

 

#10 von 12 – Energienachschub

Nahrhaftes Essen – sowohl im eigentlichen als auch im übertragenen Sinne wichtig für gute Leistung.

Zum Abendessen gibt es einen bunten Salat mit lauter leckeren, nahrhaften Extras. Ich brauche den Nachschub an Energie dringend. Meine Laune ist nicht wirklich gesellschaftsfähig, wenn ich hungrig bin. Wie so oft geht es auch darum zu schauen, was brauche ich persönlich um gut arbeiten zu können.

Im Bezug auf Teams, die wir begleiten, stellt sich diese Frage auch oft. Wie kann ein Team gerade in herausfordernden Zeiten regelmäßig neue Energie schöpfen, was brauchen die einzelnen Mitglieder, was braucht die Gemeinschaft dafür.

Oft vergessen wir im Alltagsgeschäft zum Beispiel erreichte Erfolge zu würdigen und wirklich zu feiern. Dabei ist das ein Punkt, der oft für einen neuen Energieschub sorgt.

Also versuchen wir zum Beispiel als Agile Coaches solche Gelegenheiten zu schaffen und die Teams zum Feiern zu ermutigen.

#11 von 12 – Zurückschauen und Anpassen

Jetzt noch eine abendliche Schicht, um die lange und späte Mittagspause auszugleichen – Vorbereitungen für eine Retro diese Woche

Die Kinder sind im Bett, für mich heißt es zurück an den Schreibtisch. Schließlich hatte ich eine späte und längere Mittagspause. Heute Abend steht die Vorbereitung einer Retrospektive auf dem Programm. Retrospektiven sind zu meinen Lieblingen geworden (auf dem Bosch Research Blog habe ich mal geschrieben, warum ich mich in Retros verliebt habe).

Zurückschauen, entweder im Projekt, da gehört es als Agile Master dazu solche Retrospektiven zu moderieren und den Raum dafür zu bieten und zu halten. Im Laufe der Zeit wächst das Team durch solche Gelegenheiten immer weiter zusammen, kann sich und die eigene Zusammenarbeit reflektieren und so Schritt für Schritt verbessern.

Auch beim Coaching ist es wichtig, immer wieder innezuhalten und zu schauen, ob der Veränderungsprozess in die richtige Richtung läuft, ob die Zielrichtung noch stimmt und ob Anpassungen nötig sind.

#12 von 12 – Was trägt uns – stärkende Routinen

Abendspaziergang – Zur Zeit ist es so lange hell, da hab ich oft sogar Sonne zum Abendspaziergang

Zum Glück steht die Retro recht schnell und ich kann so früh zu meinem Abendspaziergang aufbrechen, dass ich die Sonne noch sehe.

Mein Abendspaziergang ist eine wichtige Konstante der letzten Wochen bzw. Monate. Die Bewegung hilft mir, den Kopf am Abend wieder frei zu bekommen – manchmal durch Reden, manchmal durch Tanzen, manchmal einfach “nur” durch den wunderschönen Wald, so wie die Details eben an dem jeweiligen Abend sind.

Heute gibt es “on top” noch letzte Sonnenstrahlen. Sie erinnern mich an all die kleinen und großen Lichtblicke im Alltag, daran wie kleine Begegnungen uns wärmen können.

Ich will mit meiner Arbeit dafür sorgen, dass Raum für verbindende Begegnungen geschaffen wird, dass die Teammitglieder sich als Menschen begegnen können.

Denn ich bin fest davon überzeugt, dass das zu besseren Teams und so zu besseren Ergebnissen führt.

Die Gedanken, wie ich das besser hinbekomme kann, begleiten mich noch ein bisschen, bis die Musik in meinen Kopfhörern sie davon trägt und ich den Tag abschließen kann.

 

Ein normaler 12 von 12 Artikel wäre kürzer, ein normaler Erklärartikel wäre strukturierter ??‍♀️- ich hoffe, du kannst dennoch was mitnehmen und verstehst jetzt besser, was die Aufgaben einer*eines Agile Coachs oder Agile Masters sind.

Wusstest du davor schon was ein*e Agile Coach oder ein*e Agile Master so macht? Was war neu für dich?

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