Frauenanteil in Führungspositionen – meine Prognose für 2021 und wie wir gegensteuern können
2020 war ein krasses Jahr für fast alle von uns. Wir haben immer wieder gehört, gerade Frauen tragen die Last der Krise überproportional. Ich sage, wenn wir nicht aufpassen, dann werden sie die Auswirkungen noch viel zu lange nach der offiziellen Coronazeit spüren. Unser Ziel, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, könnte dadurch in Gefahr geraten.
Vorbehalte gegenüber Müttern haben zugenommen.
Als im Frühjahr plötzlich die Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen geschlossen waren, hatte dies für Eltern fatale Folgen. Sie mussten zusätzlich zum “normalen” Alltag auch noch den Unterricht zuhause begleiten, die kleineren Kinder beschäftigen. Das geht schon in Verbindung mit Homeoffice nicht wirklich, mit einem Job, der Präsenz vor Ort erfordert, geht es definitiv gar nicht zu vereinbaren. Besonders für Mütter war das oft ein Grund, beruflich zurückzustecken und sich dafür unbezahlten Urlaub zu nehmen. Das Corona-Elterngeld sicherte diesen bei Angestellten zwar teilweise finanziell ab, doch die langfristigen Folgen sind noch viel weitreichender.
Alle Führungskräfte, die schon früher leichte Vorbehalte gegenüber Müttern hatten, werden sich bestärkt fühlen. Mütter werden es, wenn wir nicht gegensteuern, ungleich schwerer bei Bewerbungen in der Zukunft haben. Ihr Gegenüber wird Corona im Bewerbungsgespräch immer im Hinterkopf haben. Die Wahrscheinlichkeit ist scheinbar zu hoch, dass sie für mehrere Wochen ausfällt, da unser Betreuungssystem nicht zuverlässig ist.
Mütter können also deutlich schwerer den Job wechseln. Das ist aber nun mal oft nötig, um aufzusteigen. Doch auch für Beförderungen innerhalb eines Unternehmens sehe ich Corona-bedingt einige Schwierigkeiten.
Führungsqualitäten im Job konnten ohne Care-Verantwortung zuhause viel leichter bewiesen werden.
Wer hatte in der Krise die Möglichkeit sich zu profilieren, Führungsqualitäten zu beweisen und ganz allgemein auf sich aufmerksam zu machen? Ja, natürlich, vor allem Menschen, die von großen Teilen der Carearbeit in einer Familie befreit sind. Sei es weil sie einfach keine Familie haben oder weil es noch eine zweite erwachsene Person in dieser Familie gibt, die diese Arbeit für die besagte Person übernimmt. Diese von der Last der Sorgearbeit befreiten Menschen haben viel eher die Chance, im Job Verantwortung zu übernehmen.
Die Verantwortung für Care-Arbeit liegt bekanntermaßen häufiger bei Frauen
Ich habe mich bemüht, den letzten Abschnitt genderneutral zu formulieren, doch seien wir ehrlich – diese Menschen ohne Care-Verantwortung sind meist männlich. So manches Mal müssen diese sich nicht einmal um ihre „eigenen“ Sachen kümmern. Das Essen steht auf dem Tisch, die Wäsche wird gewaschen, soziale Kontakte werden stellvertretend gepflegt, das Bad geputzt……. Ja, so manches Mal geht es Vätern in der Hinsicht besser als Singles egal welchen Geschlechts.
Das ist natürlich schon in der Vergangenheit ungerecht gewesen, doch im Jahr 2020 waren die zu verteilenden Päckchen einfach unheimlich viel größer. Die Ungerechtigkeit potenzierte sich. Wenn wir es nun also ernst meinen mit dem Ziel mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, dann müssen wir zu sehen, dass wir die Verantwortung die sie zuhause oder anderswo tragen bzw. getragen haben, wertschätzen.
Positive Seiten von Care-Arbeit – auch für Unternehmen
Es gibt so viele Vorteile, wenn wir auch Mütter in unseren Teams haben – gerade in den Führungsteams. Doch viel zu oft reden wir über die herausfordernden Seiten. Ich will diese andere Seite von Care-Arbeit sichtbar machen, will zeigen, welch großer Vorteil es ist, wenn wir Mütter in unseren Teams haben. Unter anderem deshalb gibt es diesen Blog. Ich freue mich, wenn möglichst viele mithelfen, auch diese Geschichten zu erzählen. Denn eigentlich will ich in 2-3 Jahren sagen können, ich lag falsch, wir haben es geschafft, den Anteil von Frauen und Müttern in Führungspositionen weiter auszubauen. Trotz Corona.