Warum ich mehr Eltern in verantwortungsvollen Führungspositionen sehen und erleben will
Meine Vision mehr Eltern in Führungspositionen zu sehen ist klar, doch warum will ich das denn überhaupt. In den letzten Tagen habe ich darüber viel nachgedacht und den wichtigsten Grund will ich heute mit euch teilen.
Verantwortung für Profit statt fürs große Ganze
Sehe ich mir die Gesellschaft und die Wirtschaft im speziellen an, dann fallen mir viele Missstände auf. Viele davon weisen auf ein in meinen Augen seltsames Verständnis von Erfolg und Verantwortung hin. Wenn ich mir beispielsweise die drängenden Themen und Skandale der letzten Monate vor Augen führe, so wird schnell deutlich was ich meine.
Missstände in der Fleischindustrie
Beim Tönnies-Skandal bekamen wir einen Einblick, wie z.B. die Fleischindustrie funktioniert. Die beteiligten Firmen haben offensichtlich das oberste Ziel viel Geld zu verdienen und das erreichen sie am leichtesten mit Massenproduktion.
Damit es noch mehr Geld wird, findet diese unter menschen- bzw. allgemein lebensunwürdigen Zuständen statt.
Die Verantwortung der Entscheidungsträger:innen erstreckt sich offensichtlich nur bis zum eigenen Profit oder meinetwegen noch bis zum Unternehmensgewinn. Das hängt ja meistens auch recht eng zusammen.
Doch die Verantwortung für die Menschen, die an der Produktion beteiligt sind, die Tiere, die Gesellschaft als Ganzes und die Umwelt wird völlig ignoriert. Wie sehr würden wir uns da echte Verantwortungsübernahme wünschen.
Pflegenotstand
Ein anderes Thema, das in den letzten Monaten eine traurige und noch drängendere Relevanz bekommen hat, ist der Pflegenotstand. Da das ganze Gesundheitssystem immer mehr auf Profit ausgerichtet wird, ja werden soll, greifen auch hier ganz ähnliche Mechanismen.
Menschen mit Entscheidungsgewalt fokussieren eben genau darauf. Sie verändern das Systems so, dass es auf den ersten Blick effizienter erscheint, sie optimieren, ja, sie übernehmen Verantwortung. Leider nur für den Profit und ihre eigene Karriere. Sie blenden aus, dass Fürsorgearbeit eine andere Qualität hat bzw. haben sollte, dass Menschen Beziehungen und diese wiederum Zeit brauchen.
Es gäbe wirklich noch unzählige Beispiele – fürs das Thema Schule hat Aline neulich zum Beispiel einen guten Artikel über die aktuellen Probleme geschrieben.
All diese Beispiele zeigen ein völlig falsches Verständnis von Verantwortung. Ja, die Menschen in Entscheidungspositionen tragen viel Verantwortung. Doch in zu vielen Fällen werden sie nur einem kleinen Teil dieser Verantwortung gerecht. Der Verantwortung für den (kurzfristigen) finanziellen Erfolg, für den eigenen Geldbeutel, für den nächsten Karriereschritt.
Echte Verantwortung geht anders.
Verantwortung, wie sie momentan noch zu oft gelebt wird, ist viel zu klein gedacht. So werden Probleme und Krisen verursacht, die uns als Gesellschaft schaden.
Doch echte Verantwortung geht weiter.
Echte Verantwortung hat mehr im Blick. Sie weiß, dass alles zusammenhängt. Daher will sie für alle das Beste erreichen und nicht nur für den eigenen Geldbeutel. Sie schließt das große Ganze mit ein.
Von dieser Verantwortung brauchen wir mehr in der Gesellschaft. Je mehr Entscheidungen von Menschen mit einem solchen Verständnis von Verantwortung getroffen werden, desto besser für unsere Welt.
An diesem Punkt kommen wir endlich zum Thema dieses Artikels. Denn ich finde gerade Eltern, die Care-Verantwortung tragen, bringen dieses Bewusstsein fast immer schon mit.
Eltern trainieren dieses echte Verantwortungsbewusstsein fast automatisch.
Als Mutter sehe ich es einfach jeden Tag. Meine Verantwortung hört nicht am Monatsende mit einer Gehaltszahlung auf. Selbst wenn ich meinen Job außergewöhnlich gut mache, werde ich nicht befördert und eine andere Person übernimmt die Verantwortung. Ich kann noch nicht mal kündigen, um sie loszuwerden.
Diese Verantwortung hört auch nicht einfach irgendwann auf. Auch wenn gesetzlich meine Verantwortung mit dem 18. Geburtstag meiner Kinder endet, ist es schnell klar, dass das natürlich nicht stimmt. Finanziell bin ich in vielen Fällen noch länger in der Verantwortung. Doch ja, diese formale Verantwortung hat irgendwann ein Ende. Aber die Verantwortung, die wir als Eltern tragen, hat dennoch einen weiteren Horizont.
Die Art und Weise, wie wir mit unseren Kindern umgehen, prägt deren ganzes Leben. Wir beeinflussen ihre Einstellung, ihre Werte, ihr Mindset. Das alles hat Auswirkungen auf das Leben unserer Kinder, doch indirekt noch auf so viel mehr.
Wie die Kinder von heute aufwachsen, prägt die Gesellschaft von morgen. Unsere Enkelkinder werden in einer Welt aufwachsen, die maßgeblich von unserem Umgang mit unseren Kindern heute mitgeprägt ist.
Mit dieser Verantwortung lebe ich, leben alle Eltern.
Jeden Tag.
In unserem Alltag.
Daran wachsen wir.
Fast automatisch.
Lass uns die Welt besser machen.
Stell dir eine Welt vor, in der viel mehr Entscheidungen mit einem solchen Verantwortungsbewusstsein getroffen werden. Wie wird die Welt aussehen, wenn möglichst viele Entscheidungsträger:innen darin geübt wären, echte Verantwortung zu übernehmen?
Stell dir vor es gäbe mehr Eltern in Führungspositionen.
Ich weiß, dass das nicht nur Eltern mit Care-Verantwortung im Alltag mitbringen. Dafür kenne ich zu viele gute Führungspersönlichkeiten, die entweder keine Care-Verantwortung haben oder zumindest keine im Alltag tragen. Doch es ist eine riesengroße Verschwendung, dass wir dieses Potential von Eltern mit Fürsorgeverpflichtungen nicht umfassender nutzen. Eltern in Führungspositionen würden ganz sicher helfen, mehr echte Verantwortung in der Wirtschaft zu sehen.
An dieser Stelle ein kleiner, aber wichtiger Einschub: Noch bekommen wir bei diesem Thema nicht einmal die grundlegenden Dinge hin. Bisher ist Elternschaft kein anerkanntes Diskriminierungsmerkmal. Wenn du das auch ändern willst, unterschreibe doch bitte die Petition der proparents-Initiative.
Das hilft, um die Diskriminierung von Eltern wirksamer zu bekämpfen! Dann wird es einfach die Potentialverschwendung zu beenden. Dann werden Eltern endlich auch in der Wirtschaft mehr Verantwortung übernehmen.
Ich will dazu beitragen, dass wir dieses Potential von Elternschaft endlich nutzen. Ich will mehr Eltern in Führungspositionen sehen und erleben. Geht es dir auch so? Warum ist das so? Wo siehst du den größten Hebel? Was ist ein nächster wichtiger Schritt? Ich freue mich, wie immer über Kommentare oder das Teilen des Beitrags! Vielen Dank dafür!
3 Comments
Natalie Garbotz
Ein toller Artikel! Ich unterschreibe gerne!
Veronika
Danke!
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