Leadership Skills

Authentizität: ein wichtiger Wert für mich – als Führungskraft und als Mutter.

Authentisch sein ist vielleicht nicht das erste, was genannt wird, wenn wir fragen, was eine „gute Mutter“ denn ausmacht. Bei Führungskräften sieht das schon anders aus, da ist Authentizität wichtig. Doch auch als Mutter gehört Authentizität in meinen Augen auf jeden Fall dazu. Welche Gemeinsamkeiten ich da sehe, will ich heute mit dir teilen.

In einer Artikelreihe werde ich in den nächsten Wochen über verschiedene Werte schreiben, die mir bei meinen Führungsaufgaben wichtig sind. Wie letzte Woche angekündigt werde ich euch in den Artikeln mitnehmen und euch zeigen, was mir der jeweilige Wert bedeutet, warum er mir wichtig geworden ist. Außerdem zeige ich euch, wie ich das von meinen Kindern lernen konnte oder im Leben mit ihnen übe.

Heute geht es also um Authentizität.

Authentizität wird oft als Ausrede benutzt.

Mein Verhältnis zu diesem Begriff war lange Zeit recht ambivalent – zu oft wurde er missbraucht. Wenn Führungskräfte leicht cholerisch sind oder wenig wertschätzend mit oder über Mitarbeitende sprechen, wird das oft damit entschuldigt, dass sie eben authentisch seien. Das finde ich auf recht vielen Ebenen nicht in Ordnung.

So ein Verhalten ist daneben. Falls das „authentisch“ sein sollte und nicht nur einer momentanen Überforderung entspringt, mag ich diese Person wohl auch einfach nicht. Meiner Meinung ist das in Führungspositionen schlicht fehl am Platz.

Echte Authentizität meint etwas Anderes.

Doch echte Authentizität ist trotzdem ein wichtiger Wert, wenn es um Führungsverantwortung geht. Eine meiner Vorbilder in diesem Bereich ist Magdalena Rogl (Head of Digital Channels bei Microsoft Deutschland, ihr findet sie bei Twitter und LinkedIn). Sie verkörpert viele Facetten, von Authentizität, die mir wichtig geworden sind.

Sie reflektiert sich immer und immer wieder (Ehrlichkeit). Dadurch weiß sie genau, wer sie ist (Selbst-Bewusstsein). Und schließlich steht sie dazu (Aufrichtigkeit). Da ist es egal ob es von anderen als peinlich eingestuft werden könnte oder ob diese einfach anderer Meinung sind (Konsequenz).

Selbstreflexion ist eine Grundvoraussetzung für gute Führungskräfte.

Dieses Bewusstsein und die Ehrlichkeit darüber, wer wir wirklich sind, sind so wichtig, wenn wir andere Menschen führen wollen. Unser Selbstbild weist oft eine gewisse Diskrepanz zur Wirklichkeit auf.

Manchmal schätzen wir uns besser, unseren Fortschritt schon weiter ein, als es der Realität entspricht. An anderen Stellen ist unser Bild von uns selbst viel schlechter als wir tatsächlich sind (Stichwort Impostersyndrom – auch beim Umgang damit ist Magdalena Rogl übrigens ein erfrischend ehrliches Vorbild!).

Als Führungskraft sollten wir aber ein möglichst realistisches Bild von uns selbst haben oder zumindest entwickeln. Das ist im normalen Arbeitsalltag gar nicht so einfach. Ehrliches und konstruktives Feedback als Führungskraft zu bekommen ist eine wirkliche Herausforderung. Zu oft fehlt das Vertrauen, dass das Feedback auf wohlwollende, offene Ohren stößt. Hinter eine oberflächliche Rückmeldung zu blicken erfordert Anstrengung. Dieses Feedback anzunehmen und entsprechend zu reagieren ist dann gleich die nächste Herausforderung.

Doch dieser Herausforderung muss ich mich stellen, wenn ich eine gute Führungskraft werden will. Da stellt sich die Frage: Wie helfen mir dabei jetzt meine Kinder?

Kinder sind ein wunderbarer Spiegel.

Wenn ich mich selbst besser kennenlernen will, dann helfen Kinder dabei ungemein. Sie sind ein wunderbarer Spiegel – sie zeigen dir schonungslos die unangenehmen blinden Flecken auf, die du so gerne ignoriert hättest. Gleichzeitig zeigen sie dir aber auch immer wieder, dass selbst deine ganz unperfekte Lösung fast immer gut genug ist.

Ich lerne durch meine Kinder, mein Selbstbild immer wieder mit dem Fremdbild abzugleichen. Ich übe es, eine Atmosphäre zu schaffen, die Offenheit für Feedback vermittelt. Gleichzeitig lerne ich auch mit recht direktem Feedback umzugehen.

Die Erfahrungen mit meinen Kindern helfen mir ähnliche Wege auch mit meinen verschiedenen Teams zu gehen. Natürlich sind die Kommunikationsmittel in einem Team aus Erwachsenen anders. Doch letztlich geht es auch da um den Abgleich unterschiedlicher Wahrnehmungen und das Abwägen verschiedener Bedürfnisse.

Das klappt am besten, wenn ich ch mich selbst, meine Bedürfnisse, meine Werte gut kenne und erklären kann.

Um wirklich authentisch zu sein, muss ich diese Werte dann auch im Alltag leben.

Eigene Werte konsequent leben gehört zu Authentizität.

Sich selbst und seine eigenen Werte kennen ist gut, aber es reicht nicht aus. Um wirklich authentisch zu sein, müssen wir diese Werte dann auch leben und uns nicht von jedem kleinen Kommentar verunsichern lassen.

Mir fiel das früher oft schwer. Mir ist es wichtig, mich, meine Einstellung, meine Werte regelmäßig zu hinterfragen. Das führte allerdings oft dazu, dass ich schon von interessierten Fragen verunsichert wurde. Und dann wurde ich Mutter.

Als Mutter hab ich gelernt meine eigenen Werte zu finden und zu leben.

Ich bin in meinem Leben noch nie so oft und so grundsätzlich hinterfragt worden wie als Mutter. Als Mutter kann ich eigentlich nichts richtig machen. Ich wollte gerade schreiben, das fängt bei der Geburt an (außerklinisch? mit PDA? Kaiserschnitt?).

Doch es beginnt ja fatalerweise noch viel früher (Wollt ihr nicht endlich mal? Bist du nicht zu jung? ist das der “richtige” Zeitpunkt für eine Schwangerschaft? Könnt ihr euch (noch) ein Kind überhaupt leisten?).

Ist das Kind dann da, geht es im Wochenbett weiter (kein Besuch? oder zu viel Besuch? viel zu lang im Bett? oder etwa zu schnell wieder auf Achse?).

Die Ernährung meines Babys wird zum Gesprächsthema selbst wildfremder Menschen (gestillt? immer noch?? Fläschchen? schon wieder?…). Die Entscheidung über die Betreuung unseres Kindes (nur Mama? familienergänzende Betreuung? 50:50? der Großvater?) liegt scheinbar nicht nur bei uns Eltern. Nein, da darf jede Busnebensitzerin oder jeder entfernte Verwandter mitreden. 

Die Liste ist endlos.

Wirklich.

Ich könnte nicht nur Bücher, sondern ganze Bibliotheken damit füllen. Das geht von ganz fundamentalen Dingen bis zu absolut lächerlichen Details.

Wenn ich eine Sache gelernt habe, dann wohl das. Egal, was ich mache, es wird Menschen geben, die finden genau das absolut unmöglich. Ich muss meinen eigenen Weg finden, der für mich und meine Familie passt. Je wohler ich mich mit einer Entscheidung fühle, desto weniger macht mir all dieses Hinterfragen aus (Spoiler: nervig ist es dennoch, es haut mich aber nicht mehr um).

Dieses Standing hilft mir als Führungskraft authentisch zu sein.

Diese Erkenntnis hilft mir jetzt so sehr. Mein Führungsstil muss für mich und mein Team in der jeweiligen Situation passen. Dann können irgendwelche Leute von außen noch so oft sagen “Man müsste…” oder “Man sollte…”. Ich bin ich und nicht “man”. Früher fiel mir das oft schwerer. Gerade weil ich mich selbst viel, oft und gerne hinterfrage.

Doch heute habe ich es so oft geübt, dass selbst ich das schaffe. Es wird immer jemanden geben, der von außen auf die Situation drauf schaut und sich ein Urteil erlaubt. Doch die, auf die es ankommt, sind die Menschen in meinem Team (bzw. als Mutter meine Kinder) und ich. Sonst niemand.

Diesen gegenüber will ich mich authentisch zeigen.

Für echte Verbindung muss ich mich zeigen, wie ich bin.

Wenn ich mit meinem Team oder meinen Kindern wirklich in Verbindung treten will, dann muss ich mich ihnen auch zeigen. Das ist leicht gesagt, doch auch hier gibt es einige Herausforderungen.

Manchmal wird eben diese aufrichtige Komponente von Authentizität oft als Ausrede für Schimpftiraden oder sonstige Ausraster verwendet. Doch das meine ich eben nicht. Ich muss als Mutter natürlich abwägen, was kann ich meinem Kind zutrauen oder zumuten, was wäre zu viel. Genau das Gleiche gilt natürlich auch im Berufsleben.

Aber ich will mich eben als Mensch zeigen. Mit meinen Ecken und Kanten. Mit meinen Fähigkeiten und meinen Grenzen. Die Art und Weise, wie ich mich dabei zeige, muss wieder zu mir und meinem Umfeld und natürlich auch zur Situation passe.

Da kann es sein, dass es ok ist, um fünf Uhr nachmittags gemeinsam heulend auf dem Küchenboden zu sitzen, weil das in dem Moment die einzig authentische Reaktion auf Corona-Lockdown, Homeschooling und Homeoffice ist. An anderen Tagen passt es besser eine spontane Disko zu veranstalten, in den 5 Minuten zwischen Mittagessen und nächstem Telefontermin wild mit den Kindern durchs Wohnzimmer zu tanzen. Wichtig ist es, mich selbst zu zeigen, mich als Mensch, mit meinen Fehlern und Unzulänglichkeiten, mit meiner Leidenschaft und meiner Freude.

Auch als Führungskraft setze ich auf echte Verbindung.

Mir fällt es tendenziell schwer mich so zu zeigen, wie ich bin. Ich befürchte oft, dass andere das, was sie dann sehen nicht gut finden. Doch als Führungskraft muss ich mich und meine Persönlichkeit zeigen. Wie sonst sollte mein Team wissen, woran sie sind.

Ich bin froh, dass ich das mit meinen Kindern in den letzten Jahren immer wieder üben darf und kann. Ich erlebe immer wieder, dass es so sehr hilft um eine echte Verbindung aufzubauen. Und so traue ich mich immer öfter, mich auch meinem Team zu zeigen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass ich meine schlechte Laune ungefiltert bei ihnen ablade. Aber dass oder vielleicht sogar warum ich gerade nicht so gut gelaunt wie sonst immer bin, das sage ich inzwischen meistens.

An den meisten Tagen habe ich ja gute Laune und die teile ich inzwischen selbstverständlicher. So lernt mein Team mich als Mensch kennen und wir können in Verbindung treten. In meinen Augen ist das eine wichtige Voraussetzung für gute, wertvolle Zusammenarbeit.

Authentizität als Führungskraft leben, was ich als Mutter gelernt habe.

Authentizität als Führungskraft ist unheimlich wichtig. Ich bin froh, dass ich als Mutter vieles lernen und üben kann und konnte, was mir jetzt hilft die unterschiedlichen Aspekte von Authentizität wirklich zu leben.

Was hilft dir authentisch zu sein als Führungskraft? Wo kannst du in deinem Alltag kleine Schritte gehen, um das zu üben?

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