Farbpulver in Regenbogenfarben - bei Farben ist allen klar, dass nur eine davon langweilig wäre.
Gesellschaftliches,  Persönliches

Ein Hoch auf individuelle Lebensläufe und unterschiedliche Lebensmodelle!

Seit ein paar Jahren hören wir immer wieder, dass diverse Teams erfolgreicher sind (Die McKinsey-Studie  zeigt das beispielsweise sehr deutlich.). Doch offensichtlich sind viele noch nicht davon überzeugt, dass Diversität wirklich hilft und dass das unsere Einstellungsverfahren beeinflussen sollte.

Viel zu selten sehen wir wirklich diverse Teams

Wie sonst ist es zu erklären, dass es immer wieder seltsam anmutende Bilder bzw. Situationen gibt, in denen uns die fehlende Diversität peinlich berührt zurück lässt. Denken wir nur an die rein weiße Gesprächsrunde im WDR (Die letzte  Instanz), die – zudem auch noch recht uninformiert und überheblich – über Alltagsrassismus diskutierte.

Oder das Bild der Staatssekretäre (sic!) im Innenministerium 2018, die sich schon äußerlich kaum von ihrem Chef Horst Seehofer unterschieden (übrigens gab es auch im Wirtschaftsministerium von Peter Altmaier und im  Verkehrsministerium von Andreas Scheuer nur männliche Staatssekretäre). Meine Hoffnung wäre ja, dass sich das nach der Wahl im Herbst endlich ändert.

Doch wir müssen gar nicht in die Politik oder die Medien schauen, bei den meisten von uns reicht schon ein Blick in die Teams, mit denen wir tagtäglich zusammen arbeiten. Auch diese zeichnen sich – zumindest in meinem Umfeld – nicht durch wirkliche, echte Diversität aus.

Was hindert uns daran, dass wir Diversität zu einer Priorität machen?

Wenn du lauter kleine “Mini-Mes” einstellst, die dir in vielen Punkten ähneln, dann wirst du auf den ersten Blick etwas für reibungsfreie Zusammenarbeit und leichtere Kommunikation gemacht haben. Doch wenn wir kurz drüber nachdenken, merken wir ganz deutlich, dass das ein Trugschluss ist.
In einer Welt, die sich immer schneller verändert und in der die einzige Gewissheit, die Ungewissheit ist, werden wir mit homogenen Teams auf Dauer scheitern.

Ja, Diversität ist zunächst anstrengend. Wenn ich nicht davon ausgehen kann, dass mein Gegenüber die Welt genauso sieht wie ich, die gleichen Werte hat und über die gleichen Witze lacht, dann IST das anstrengend.

Denn dann muss ich mich und meine Überzeugungen, meine Werte, meine Erfahrungen benennen und erklären. Ich muss ständig damit rechnen, hinterfragt zu werden und sollte dann Antworten geben können. Dann werde ich damit konfrontiert, dass meine Sicht der Welt nicht die einzig mögliche ist.

Diversität ist der Schlüssel zum Erfolg

Doch genau darin liegt die große Chance. Wenn mein Gegenüber nämlich eine ganz andere Sicht auf die Welt hat, dann können Ideen entstehen, die ich alleine niemals entwickelt hätte. Gemeinsam nehmen wir mehr Probleme wahr und können noch mehr Lösungen dafür entwickeln.

Dieser Sand im Getriebe bremst uns nicht aus, sondern sorgt quasi für den nötigen Grip.

Wir brauchen echte Diversität

Oft wird die Forderung nach mehr Diversität auf Geschlechter und dabei auf Mann und Frau reduziert. Sobald also 1-2 Frauen in einem Team oder auf einer bestimmten Ebene sind (oder umgekehrt in ursprünglich weiblich dominierten Gruppen 1-2 Männer), gehen manche davon aus, dass es jetzt aber doch gut sein müsste.

Doch das ist ein Bild von Diversität, das so oberflächlich ist, dass es falsch ist. Es hilft nichts, wenn die Individualität im Lebenslauf sich auf Kleinigkeiten beschränkt. Person A war zwischen Abitur und Studium in Südamerika. Doch Person B war ja in Australien für Work ‘n Travel. Ja und Person C hat in Deutschland ein freiwilliges ökologisches Jahr im Wattenmeer gemacht.

Solange alle drei ein völlig unauffälliger Teil der deutschen Mehrheitsgesellschaft sind (Name, Hautfarbe, Religion, sexuelle Orientierung etc.), selbstverständlich Abitur gemacht und dann studiert haben und offensichtlich sogar noch die Ressourcen vorhanden waren, ein Gap-Year zwischenzuschalten, solange können wir beim besten Willen nicht von Diversität sprechen.

Wo bleiben bei diesem Verständnis BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) oder Menschen, die einen anderen Bildungsweg gegangen sind? Wo sind Menschen mit Neurodiversität oder auch mit einer (sonstigen) Behinderung?

Ich will Teams in denen Frauen und Männer, überzeugte Kinderlose und Eltern, Nachteulen und Lerchen, Herzmenschen und Kopfmenschen alte und junge, dickere und dünnere, strukturierte und chaotische, introvertierte und extrovertierte, konservative und progressive Menschen – kurz Menschen in ganz unterschiedlichen Varianten zusammenarbeiten.

Lasst uns diversere Teams bilden

Lasst uns unterschiedliche Lebensläufe feiern, statt “Lücken im Lebenslauf” zu verurteilen! Wir können so viel gewinnen, wenn wir Menschen mit ganz anderen Erfahrungen und Werten in unseren Teams haben.

In der turbulenten, sich ständig verändernden Welt sind solche Teams dringend nötig – also lasst uns dafür sorgen, dass unsere Teams diverser werden.

Wie divers ist dein Team? Machst du Diversität zur Priorität bei Neubesetzungen?

Dieser Artikel ist der vierte Teil der #crazyblogwoche mit Susi und Aline, bei der wir alle drei in sechs Tagen sechs Artikel schreiben zu einem jeweils gelosten Stichwort. Das Stichwort von heute lautet “Lebenslauf”.

Susi: Steht Häkeln schon in deinem Lebenslauf?

Aline: Und aus der Mitte entspringt ein Fluss

Teil 1 der Woche (gelostes Stichwort Herzensangelegenheit) findest du hier:

Warum ich Selbstfürsorge endlich wichtiger nehmen will

Teil 2 der Woche (gelostes Stichwort Jahreszeit) findest du hier:

Es ist nur eine Phase – das gilt auch für Projekte und Teams

Teil 3 der Woche (gelostes Stichwort Entwicklung) findest du hier:

Warum meine Teams meinen Kindern dankbar sein können – meine persönliche Entwicklung durchs Muttersein

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