Wir lernen viel von und mit unseren Kindern. Selbst beim Spielen. [Kind beim Jenga spielen]
Leadership Skills

Was sind übertragbare Kompetenzen?

Wenn wir Kompetenzen in einem bestimmten Setting gelernt haben und diese in einem anderen einsetzen können, so sprechen wir von übertragbaren Kompetenzen. Das sind in manchen Fällen “Hard Skills” wie zum Beispiel Fremdsprachenkenntnisse, doch weitaus häufiger sind es sogenannte “Soft Skills”, die wir nur schwer durch Zertifikate, Zeugnisse oder Diplome nachweisen können.

Für jeden Beruf benötigen wir ein bestimmtes Set an Kompetenzen. Manche davon sind sehr spezifisch und werden nur in diesem einen Beruf, oder sogar nur in dieser einen Firma benötigt. Nach einem Wechsel werden diese dann oft nicht mehr benötigt. Wechseln wir den Beruf, die Firma oder die Branche, dann gibt es meist einige Kompetenzen, die in der Zukunft nicht mehr hilfreich sind. Mit diesen können wir natürlich auch nicht punkten wenn wir uns um eine neue Stelle bewerben.

Doch diese Art von Kompetenzen sind bei weitem nicht alle relevanten Kompetenzen. Es gibt zum Glück auch viele Fähigkeiten, die unabhängig von der konkreten Aufgabe, von der konkreten Branche etc. sind.

Warum sind übertragbare Kompetenzen so wertvoll?

In der heutigen Arbeitswelt werden gerade diese übertragbaren Soft Skills immer wichtiger. Viele Themen wie Digitalisierung, Klimakrise oder Fachkräftemangel erzeugen in den Unternehmen einen großen Transformationsdruck. Um diese Transformation gut umsetzen zu können, braucht es gerade diese übertragbaren Kompetenzen. Das fachliche Wissen ist natürlich immer noch wichtig. Doch um ein Team oder gar ein ganzes Unternehmen von einem anstehenden Wandel zu überzeugen, braucht es mehr. Wentje Trautnitz von Living Room Lectures spricht daher sogar von “essential skills“.

Welche übertragbaren Kompetenzen gibt es?

All die übertragbaren Fähigkeiten, die für die Berufswelt relevant sind, können wir grob in drei Kategorien einsortieren: methodische Fertigkeiten, soziale Fähigkeiten und Führungskompetenzen. Es wird schnell klar, dass diese Trennung nicht scharf ist. Viele Kompetenzen können auch in zwei oder gar drei dieser Kategorien fallen.

Methodische Fähigkeiten

Zu den methodischen Fähigkeiten gehört beispielsweise das Lernen. In einer Welt in der die Änderungsgeschwindigkeit immer weiter zunimmt, ist es unheimlich wichtig, dass wir lernen können. Wir müssen wissen, wie wir neues Wissen, neue Fähigkeiten und neue Gewohnheiten lernen und einüben.

Lernen ist eine Kernkompetenz Zeiten des Wandels.
Lernen ist eine Kernkompetenz in Zeiten des Wandels. Wie gut, dass wir diese methodische Kompetenz bei so vielen Gelegenheiten üben können. (Bild von Tim Mossholder)

Eine andere wichtige Fähigkeit ist das Selbstmanagement. Im Allgemeinen gibt es bei fast allen verantwortungsvollen Berufen und Aufgaben wohl immer “zu viel” zu tun. Je größer unser Verantwortungsbereich ist, desto mehr einzelne Aufgaben und Themen sind Teil davon. Es ist also unabdingbar, dass wir gelernt haben, Prioritäten zu setzen, unser Zeit, Energie und Aufmerksamkeit möglichst effektiv und effizient einzusetzen.

Wenn wir uns selbst und unsere Stärken, unsere Eigenheiten und unsere persönlichen Vorlieben und Voraussetzungen für gutes Arbeiten kennen, wird es alles vereinfachen und wir werden besser sein in dem was wir tun.

Da zeigt sich auch schon ein weiteres Beispiel für eine wichtige methodische Kompetenz. Die Selbstreflexion. Sie ist wie schon erwähnt ein Voraussetzung für gutes Selbstmanagement, aber natürlich auch für persönliches Wachstum allgemein und für viele der sozialen Kompetenzen.

Soziale Kompetenzen

In die Kategorie soziale Kompetenzen fallen viele der Soft Skills, die in Stellenausschreibungen explizit gefordert werden. So sind Teamfähigkeit, Kommunikationskompetenz und Konfliktfähigkeit viel gefragte Kompetenzen. Diese sind selbstverständlich unabhängig vom eigentlichen Beruf, von der Branche, der Firma.

Teamwork - eine wichtige bei den übertragbaren sozialen Kompetenzen
Teamfähigkeit wird in Stellenausschreibungen häufig gefordert. Lernen können wir sie überall. (Bild von Nick Fewings)

Viele dieser Kompetenzen lassen sich auf emotionale Intelligenz und Empathie zurückführen. Sowohl die sozialen als auch die methodischen Fähigkeiten sind meist auch Teil der dritten Kategorie, der Führungskompetenzen.

Führungskompetenzen

Zu den Führungskompetenzen gehören viele der methodischen und eigentlich alle der sozialen Fähigkeiten. Doch es gibt noch ein paar übertragbare Kompetenzen, die meiner Meinung nach ganz spezifisch in die Kategorie der Führungskompetenzen gehören.

In einer Führungsrolle ist es wichtig, den Überblick zu haben und zu halten. Dabei hilft die Fähigkeit analytisch denken zu können. Oder auch komplexe Sachverhalte auf das Wesentliche zu reduzieren und so passende  Lösungen zu entwickeln.

Eine weitere wichtige Führungskompetenz hat mit der Motivation des Teams zu tun. Ich finde die Formulierung “das Team motivieren können” ziemlich irreführend. Ich bin der Meinung Menschen sind von sich aus motiviert. Wir wollen etwas beitragen, wir wollen “gute Arbeit” leisten. Doch als Führungskraft ist es meine Verantwortung immer wieder klar zu machen, zu was das Team denn beitragen soll, das große Ganze, die Vision immer wieder zu schärfen und sichtbar zu machen, mein Team befähigen “gute Arbeit” zu leisten und vor allem immer dafür zu sorgen, dass die natürliche Motivation nicht flöten geht. Meist ist “nicht demotivieren” ein sehr guter Anfang. Und ziemlich oft sogar vollkommen ausreichend.

Wie können wir uns diese übertragbaren Kompetenzen aneignen?

Als Menschen lernen wir immer, egal ob im Privatleben oder im Beruf, egal welchen Beruf wir gerade inne haben. Wir können also auch immer und überall übertragbare Kompetenzen erwerben.

Wir lernen immer und überall.

Im Beruf ist uns das oft bewusst. Doch auch außerhalb von bezahlten Tätigkeiten gibt es unzählige Möglichkeiten diese Fähigkeiten zu trainieren.

Erlernen wir beispielsweise eine Fremdsprache für den Urlaub, so erlangen wir dabei automatisch übertragbare Kompetenzen. Eventuell benötigen wir diese Sprache auch bei unserer Arbeit irgendwann. Doch selbst wenn nicht, trainieren wir so das Lernen an sich.

Auch bei ehrenamtlichen Tätigkeiten gibt es viele Möglichkeiten verschiedene Kompetenzen zu erwerben, die wir später bei Aufgaben im Beruf einsetzen können. So lerne ich als Trainerin für eine Nachwuchsmannschaft beispielsweise viele soziale Fähigkeiten, wie das Begleiten von Konflikten oder klares Kommunizieren, die ich später vielleicht in einer Führungsaufgabe benötige.

Fürsorgeaufgaben sind ein wunderbares Lernfeld für übertragbare Kompetenzen

Doch auch bei unterschiedlichsten Fürsorgeaufgaben können wir viel lernen. Bei der Pflege demenzkranker Angehöriger gibt es einerseits die Möglichkeit zu üben, wirklich im Moment zu leben und andererseits viel über Geduld und Kommunikation zu lernen, aber vor allem auch viel über uns selbst. All das kann auch zu einer wertvollen Ressource im Berufsalltag werden.

Genauso verhält es sich mit dem Elternsein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Elternschaft ein unfassbar große Chance für Persönlichkeitsentwicklung ist. Wenn wir uns darauf einlassen, können wir ganz unterschiedliche Fähigkeiten mit und von unseren Kindern lernen.

Wir lernen viel von und mit unseren Kindern. Selbst beim Spielen. [Kind beim Jenga spielen]
Wir lernen viel von und mit unseren Kindern. Selbst beim Spielen. (Bild von Michał Parzuchowski)
Um das sichtbarer zu machen, habe ich mit #leadlikeamom angefangen. Ich will, dass wir als Gesellschaft diese übertragbaren Kompetenzen mehr wertschätzen. Auch und gerade wenn sie nicht im Berufsalltag sondern bei der unbezahlten Fürsorgearbeit oder im ehrenamtlichen Kontext erworben wurden.

 

Welche übertragbaren Kompetenzen hast du außerhalb des Berufes schon erworben? Warst du dir bisher bewusst, welch einen Schatz du da besitzt?

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